Gedanken zum Reisen und Filmen
Wir lieben unsere Heimat, unsere Freunde, unser Leben in der Routine des Alltags. Einmal aber müssen
wir ausbrechen aus den vorgegebenen Wegen, wollen Neues erfahren. Wollen diesen Schmerz bekämpfen, den man Fernweh nennt und der am besten durch das Reisen gelindert werden kann.
Wir werden neugierig auf die Lebensweisen anderer, auf das Abenteuer des Entdeckens. Und
so brechen wir auf in eine andere Welt, in die Ferne, um unsere Träume auf ihre Richtigkeit in der Realität zu überprüfen.
Dann kommen wir an, in diese Welt, die wir uns als Ziel ausgesucht haben. Andere Gerüche, eine Temperatur, die uns oft
schwerer atmen lässt, eine andere Sprache, die uns fordert. Fremde Speisen, eine andere Vorstellung von Zeitgefühl. Bilder, die uns in unserem Verständnis fremd sind.
Und es überkommt uns dieses Gefühl, dass wir am Anfang einer faszinierenden Zeit stehen.
»Reisen ist eine der schönsten Formen des Glücks«
heißt es. Dann kommen aber die Herausforderungen des flüchtigen Besuchers in einem
fremden Kulturkreis. Die exotischen Bilder lassen oft die harte Realität des Lebens zurücktreten.
Sie werden nur noch als Filmer wahrgenommen, der von seinen Eindrücken in bewegten, möglichst
bewegenden Bildern, erzählen will.
Der Reisefilmer ist ein Mittler zwischen den Kulturen. Ein hehrer Satz, aber er zeigt auch die Verantwortung, der man sich mit einem Reisefilm stellt. Geschichten findet man zuhauf, aber wie
erzähle ich sie, ist die große Frage des Reisefilmers.
Und die Gratwanderung, schöne Bilder zu erzielen und Verletzung von Anstand und kulturellen Zwängen zu
vermeiden, ist manchmal eine schwer zu schulternde Aufgabe.
Aber sie zwingt den Reisefilmer vor der Reise zu einer intensiven Beschäftigung mit dem kulturellen Umfeld, in das er sich begibt.
Während der Reise ist er permanent gefordert, seine Vorstellung von Bildern mit der Wahrung von traditionellen Zwängen vor Ort in Einklang zu bringen.
Und nach der Reise gilt es, alle Informationen und Bilder in eine ansprechende Form zu gießen. Wie kann man sich besser und intensiver mit einer fremden Kultur beschäftigen?
»Man muss sie gesehen
haben, die Schönheiten
unserer Welt, sonst hat man nicht gelebt«
sagen die Chinesen. Also fahren wir hinaus in die nahe oder ferne Welt, nehmen Fremdes
in uns auf, ohne es mit unseren Maßstäben zu bewerten. Hinterlassen wir nur unsere Fußspuren und nehmen nur die Erinnerungen mit.
Und erzählen wir mit unseren Bildern und Geschichten von den Erlebnissen und Begegnungen.
Der Reisefilm ist Erinnerung für uns, aber er kann auch anderen den Blick in eine fremde und liebenswerte Welt öffnen.
»Bevor man sich eine Weltanschauung
aneignet,
sollte man sich die Welt anschauen.«
Alexander von Humboldt
»Die wirkliche Arbeit an sich selbst beginnt, wenn man sich seiner Unzulänglichkeiten bewusst ist.«
Hindu-Weisheit